Neckar-Odenwald-Kreis. Zivilcourage erfordert kein Heldentum, sondern Mut und Besonnenheit. Das wurde bei der Verleihung der Zivilcourage-Preise 2024 in der Binauer Festhalle herausgestellt. Geehrt wurden vom Verein zur Förderung der Kommunalen Kriminalprävention Sicherer Neckar-Odenwald-Kreis couragierte Preisträger, die in neun Fällen genau das beherzigt haben.
Der Vorsitzende des Vereins, Landrat Dr. Achim Brötel, und sein Stellvertreter, der Heilbronner Polizeipräsident Frank Spitzmüller, Leiter des Polizeipräsidiums Heilbronn, verliehen die Preise. Unterstützung erhielten sie vom Vereinsgeschäftsführer, Polizeihauptkommissar Marius Müller, und Marion Günther, Referentin des Landrats. „Unser Zivilcouragepreis wird heute schon zum insgesamt 15. Mal verliehen. Wir feiern also ein kleines, aber durchaus feines Jubiläum“, betonte Brötel eingangs und hob hervor, dass man damit anderen Landkreisen ein Stück voraus sei.
Auch auf die Frage, was denn Zivilcourage eigentlich sei, hatte Brötel eine Antwort: „Zivilcourage heißt, nicht nur auf sich selbst, sondern gerade auch auf andere Acht zu geben, hinzuschauen und nicht etwa wegzuschauen, nicht zuzulassen, dass die Würde anderer verletzt wird“, so der Landrat. „Zivilcourage ist die einzig akzeptable Form des Heldentums“, fügte er an. Mutmacher könne es nicht genug geben: Es sei Zeit für einen „Mutausbruch“, brachte er es auf den Punkt. Durch Achtsamkeit lasse sich erstaunlich Vieles vermeiden, und das hätten die geehrten Personen in neun Fällen gezeigt. Auch Polizeipräsident Frank Spitzmüller hob die hohe Bedeutung der Zivilcourage für die polizeiliche Ermittlungsarbeit hervor und lobte ausdrücklich das Engagement.
Rafael Orzechowski aus Schöntal meldete der Polizei den Verdacht einer Trunkenheitsfahrt, als er einem Fahrzeug hinterhergefahren ist, dessen Fahrer Schlangenlinien gefahren sei. Er konnte den Fahrer zum Anhalten bewegen und nahm ihm die Autoschlüssel ab. Die Streifenbesatzung stellte Alkoholgeruch fest und ergriff weitere Maßnahmen.
Ilija Obradovic, damals acht Jahre alt, und Bruder Fabio Taranto, neun Jahre, aus Buchen bekamen für ihre detektivische Arbeit neben einer Urkunde einen Sonderpreis des Rotary-Clubs. Nachdem an der Buchener Kirche mehrfach gezündelt worden war, entschlossen sich die Brüder, den Sachverhalt aufzuklären. Als sie wieder ein Feuer entdeckten, tüteten die jungen Ermittler diese Beweisstücke sorgsam ein und teilten es den Eltern mit. Der Vater informierte die Polizei, die den Fall dadurch aufklären konnte.
Roland Michael Groß aus Binau erhielt den Hauptpreis. Beim Vollbrand des Neckar-Odenwald-Zentrums war er frühzeitig vor Ort und bemerkte den Brand. Aus dem bereits brennenden „Jysk“ rettete er ein älteres Ehepaar und alarmierte Mitarbeiter und Kunden und verhinderte damit Schlimmeres.
Christian Lukowski aus Walldürn-Altheim hat den Aufbruch eines Automaten gesehen und gehört und die Polizei verständigt. Die Polizisten erwischten drei Täter auf frischer Tat und nahmen sie fest – im weiteren Verlauf wurden ihnen weitere Straftaten nachgewiesen.
Ricardo Croceta Eufrasio und Lisa Weinmann aus Mosbach sowie Klaus Lindau aus Aglasterhausen haben gemeinsam einen Fahrraddiebstahl verhindert und dazu beigetragen, dass der Täter festgenommen werden konnte.
Marion und Salvatore Taranto und Stephanie Schork aus Buchen drangen beherzt in ein Wohnhaus in Buchen ein, als es dort zu einer Verpuffung kam. Ausgelöst wurde diese durch einen gasbetriebenen Heizstrahler. Sie brachten den schwer verletzten Bewohner ins Freie.
Tobias Schweitzer aus Walldürn fertigte Videos und bemerkte dabei eine Person, die an seinem Auto hantierte. Im Stadtgebiet Walldürn kam es zuvor zu mehreren Eigentumsdelikten an Autos. Er gab der Polizei den Standort durch und die Beamten nahmen den Mann fest.
Tobias Voigt aus Ravenstein bekam in der S-Bahn ein Gespräch zwischen Schülern mit. Es ging darum, „am Donnerstag alle abzuknallen“, auch der Name einer Lehrerin fiel. Die Sache stellte sich als Prahlerei des Schülers heraus, aber Spitzmüller wies darauf hin, dass die Polizei solche Hinweise sehr ernst nehme.
Christoph Senk aus Mühlhausen hat im Bereich des Mosbacher Kreuzes in Richtung Mosbach einen Falschfahrer gesehen und der Polizei gute Angaben zum Hergang gemacht, die gegen den Fahrer ermittelt hat.
Mit dem Preis wolle der Verein auch sensibilisieren, hatte Landrat Brötel der Preisverleihung vorausgeschickt. „Im Vordergrund stehen das gute Beispiel und die Bitte, dass sich das auch andere in vergleichbaren Situationen genauso zu Herzen nehmen.“ Auch für den richtigen Rahmen war gesorgt: Die Preisverleihung gestalteten der Posaunenchor Binau und die Showtanzgruppe Exotica mit verschiedenen Beiträgen.
Text: Rudolf Landauer |